Fahrradstraße Scharnhorststraße – eine Verschlechterung für den Radverkehr

von | Dez 9, 2016

 

scharnhorststrasse

Scharnhorststrasse

Das Projekt „Einrichtung einer Fahrradstraße in der Scharnhorststraße“ aus dem Verkehrsentwicklungsplan (VEP) 2025 geht in die Planung und wurde vom Amt für Straßenverkehr (ASV) auf der Sitzung des Beirats Schwachhausen am 24.11.2016 vorgestellt. Der Anteil des Radverkehrs in der Scharnhorststraße ist ungefähr doppelt so hoch wie der des Autoverkehrs. Das passt schon mal. Die Scharnhorststraße soll als Teil des Fahrradnetzes als Premiumroute für den Radverkehr umgebaut werden. Man fragt sich allerdings, von welchem Fahrradnetz die Rede sein soll. Ein solches existiert nicht, lediglich ein Flickenteppich ohne Struktur und sinnvolle Verbindungen.

Was an den Planungen sofort auffällt, ist, dass wieder einmal die Bedingungen für das Einrichten einer Fahrradstraße nur halbherzig umgesetzt werden sollen. Die Scharnhorststraße ist eine Durchgangsverkehrsstraße mit Beidrichtungsverkehr, denkbar ungeeignet für eine Fahrradstraße. Das soll laut ASV auch so bleiben, obwohl es allen Leitlinien und Empfehlungen widerspricht, die es bestenfalls bei Anwohnerverkehr bewenden lassen wollen. Die Scharnhorststraße hat viele Querungen mit einer Rechts-vor-Links-Regelung. Das soll laut Planung allerdings geändert werden in eine Vorfahrtsberechtigung der Scharnhorststraße. Auch die vorhandenen sog. Nasen, die den Verkehrsfluss einschränken und der Verkehrsberuhigung dienen, sollen zurückgebaut werden. Soweit so gut.

nasen

Nasen_Bulbouts on Scharnhorststrasse

Doch diese Regelung – nach den Leitlinien für Fahrradstraßen – würde dem motorisierten Durchgangsverkehr ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Eine gerade Strecke ohne lästiges Vorfahrtgewähren, welcheR AutofahrerIn wünscht sich das nicht. Dass die Nasen zudem den vielen Schulkindern in dem Bereich als sichere Querungshilfen dienen, interessiert erstmal nicht. Auch nicht der vorhandene Baumbestand auf den Nasen. Die Sorge um den Autoverkehr geht noch weiter. Die Scharnhorststraße soll in einem Teilbereich zur Kirchbachstraße hin verbreitert werden, Grünstreifen überpflastert und damit komfortable Parkplätze geschaffen werden. An einigen Stellen in der Scharnhorststraße ist zudem geplant, dass die Bordsteine abgesenkt werden um das Parken zu erleichtern. Weitere Baumfällungen sind zu befürchten. Dabei sind schon heute die Bäume in der Scharnhorststraße dem ruhenden Verkehr ausgesetzt, da viele FalschparkerInnen ihre Autos direkt im Wurzelbereich abstellen und so die Bäume nachhaltig schädigen.

parking_treeroots

Parking on tree roots

Die Scharnhorststraße ist bereits jetzt eine Straße der RadfahrerInnen. Die Umwandlung in eine Fahrradstraße liegt nahe und ist auch zu begrüßen. Die Planungen des ASV sind allerdings nicht geeignet, diese neue Fahrradstraße auch zu einem Erfolg werden zu lassen. Um die Straße für RadfahrerInnen bequem und vor allem sicher zu machen, muss der Durchgangsverkehr raus aus der Straße. Sollte dies nicht geschehen – was leider zu erwarten ist – werden Verbesserungen lediglich für  AutofahrerInnen entstehen, für die Radfahrenden wird’s eng.

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3 Kommentare

  1. Jens Schabacher

    Hallo Gudrun,
    das sehe ich genau so. Am besten, man würde sich das schöne Geld sparen, um Ecken zu reparieren, die seit Jahrzehnten nicht angefasst worden sind. Die Nasen sind super, wenn die weg sind, werden sich die Anwohner sicher über die hohen Geschwindigkeiten beklagen. Jedenfalls kann man es ja wieder leicht reapieren.
    Die Nasen müssen auch nicht weg, weil man als Radfahrer hier gut auch über 30 kmh fahren kann. Die Vorfahrt ist ok.

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    • Ulrich Lamm

      Grundsätzlich ist die Scharnhortsstraße schon jetzt sehr gut. Und im Fahrrad-Wegweisungsnetz ist sie drin.
      Bis vor etwa 20 Jahren hatte sie Bordsteinradwege, wie Ludger Koopmann, Beatrix Wuppermann und Katja Leyendecker sie für sicherer halten.
      Gegen erheblichen Widerstand der Anwohner hat ADFC seinerzeit erreicht, dass die Radwege aufgehoben wurden und hier jetzt Mischverkehr ist.

      Aber die Straße ist verbesserungsfähig.
      Wenn an der Einfahrt aus der Kirchbachstraße gleichzeitig ein Auto einbiegen will, empfiehlt es sich, unbedingt vor dem Auto hineinzufahren.
      Auto-Durchgangsverkehr lässt sich auch heraushalten, wenn man zwischendrin zwei Abschnitte gegenläufig zu Einbahnstraßen macht.

      Die Netzbedeutung und damit der Fahrradverkehr könnenzunehmen, wenn Bremen es irgendwann endlich schafft, den Knoten Kirchbachstraße/Kurfürstenalle/Adenauerallee zu verbessern.

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      • Gudrun Eickelberg

        Hallo Ulrich Lamm, der ADFC hat jahrelang das Radfahren auf der Straße propagiert. Inzwischen hat aber eine Umkehr im Denken stattgefunden und man ist dort ebenfalls der Ansicht, dass Radfahren auf geschützten Wegen sicherer und komfortabler ist. Die Scharnhorststraße ist im jetzigen Zustand eine gute Straße für Radfahrer*innen, eine Fahrradstraße hätte die Verhältnisse verschlechtert. Das hat nach der Ablehnung des Beirats Schwachhausen auch die Verkehrsbehörde eingesehen. Verbesserungspotential gibt es sicherlich.

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