Was lange währt, wird endlich gut?
Die Parkallee in Bremen ist Teil einer geplanten Premiumroute für den Radverkehr, die von der Universität im Norden bis zur Innenstadt führt.
Viel zu lange wurde darüber diskutiert und verhandelt, wie ein ca. 500 Meter langes Teilstück zwischen „Am Stern“ und Bahnlinie so zu gestalten ist, dass Radfahrer*innen hier sicher und zügig vorankommen. Nun präsentiert die Stadt stolz ihre rotfarbene Lösung. Doch bringt uns das voran?
Eigentlich sind die örtlichen Bedingungen für eine Radpremiumroute ideal: Die Parkallee hat zwei Fahrbahnen mit jeweils zwei Spuren, die durch einen Baumstreifen in der Mitte getrennt sind. Jede der beiden Fahrbahnen ist so breit, dass ein friedliches Nebeneinander von Fahrrad- und Kfz-Verkehr rein theoretisch möglich wäre.
Parken verhindert vernünftige Verkehrsführung
Verhindert wurde und wird das durch den Parkverkehr auf der Fahrbahn. Dieser hat sich in den letzten 30 Jahren neben den vorhandenen Parkbuchten etabliert. Dadurch wurde eine Fahrspur blockiert. Radfahrer*innen fühlten sich auf der übriggebliebenen Fahrspur vom Autoverkehr bedrängt. Statt auf der Fahrbahn fuhren viele Radfahrer*innen weiterhin auf dem Bordsteinradweg (Radweg, der vor 40 Jahren auf dem Bürgersteig angelegt wurde), der noch sichtbar war und ist.
Illegales Parken legalisiert
Statt gegen die illegale Parkpraxis anzugehen, hat die Stadt das Parken in 2. Reihe legalisiert und dabei geordnet; überbreite weiße Linien zeigen den Autofahrer*innen mit aller Deutlichkeit, wo sie nun legal parken können, damit sie die Garageneinfahrten und Kreuzungsbereiche nicht auch noch blockieren, wie bislang üblich.
Linien, Zebrastreifen, rote Markierungen, Symbole – Verkehrsplanung bedient sich dieser Zeichen, um das Verkehrsgeschehen zu regeln und zu ordnen.
Verwirrende Flächenmarkierung auf einer Fahrrad-Premiumroute
Da es sich bei der Parkallee um einen Teil einer zukünftigen Premiumroute für den Radverkehr handelt, wurde nun die eine übrig gebliebene Spur je Richtung rot markiert; zusätzlich wurden mehrere Fahrradsymbole aufgebracht. Alles klar?
Verwirrspiel für die Autofahrer*innen: Hier bleibt ihnen nichts anderes übrig, als diese rote „Fahrrad“-Fläche, die andernorts „Betreten verboten“ signalisiert, mit zu benutzen.
Es ist zu befürchten, dass bremenweit rote Flächen für den Fahrradverkehr nicht mehr respektiert werden – ein verhängnisvolles Signal also, dass die Wirksamkeit der Markierungen z.B. am Stern infrage stellt.
Ein Schuss in den Ofen
Was auf den ersten Blick fortschrittlich aussieht – rote flächenhafte Markierung für eine Fahrradstraße – ist in Wirklichkeit ein Schuss in den Ofen:
- Fahrradfahrer*innen haben keine gesicherte Fläche für sich, auch wenn sie rot ist
- Radfahrer*innen benutzen nach wie vor den alten Radweg auf Höhe des Bürgersteiges
- Die rote Farbe wird von den fahrenden Pkws schnell abgenutzt sein
- Das illegale Parken ist legalisiert worden
- Es sind sogar 20 Parkplätze dazu gekommen
Was wäre möglich gewesen?
Eine saubere Lösung in der Parkallee wäre gewesen, das eingebürgerte illegale Parken in der 2. Reihe zu unterbinden statt 20 zusätzliche Parkplätze zu schaffen. Es wäre dadurch möglich gewesen, eine breite, auch optisch deutlich vom Kfz-Verkehr abgesetzte Spur ausschließlich für den Fahrradverkehr zu schaffen.
Chancen für Carsharing vertan
Dazu kommt noch Folgendes:
An der Ecke Parkallee/Am Stern sind auf einem Privatgelände vier Carsharing-Fahrzeuge stationiert; diese hätten gut in den vorhandenen Parkbuchten, also im öffentlichen Raum untergebracht werden können, gut sichtbar für alle.
Ein stationsgebundenes Carsharing-Fahrzeug von Cambio ersetzt im Schnitt 16 private Pkws. Es ist versäumt worden, die Aufhebung der (illegalen) Parkplätze mit dem Vorhandensein dieser Carsharing-Fahrzeuge zusätzlich zu begründen. Damit wurde nun auch noch die Chance vertan, für diese Art Carsharing als Alternative zum privaten Pkw-Besitz zu werben.
Fazit:
Es ist zu hoffen, dass die Stadt Bremen endlich dazu übergeht, die Vorherrschaft des Automobils in der Stadt zu brechen zugunsten derer, die sich umweltfreundlich, platzsparend und leise in der Stadt fortbewegen. Das Klima hat keine Geduld und die Mehrzahl der Bürger*innen auch nicht länger!
Also so wie ich das verstanden habe, ist die aktuelle Lösung ein mühsam ausgehandelter Kompromiss zwischen verschiedenen Interessen und als solcher m. E. ganz gelungen. Klar entspricht er nicht einer Ideal-Lösung, aber welcher Kompromiss tut das schon?
Noch besser als eine separater Radfahrstreifen wäre die Sperrung für Durchgangsverkehr, aber das war offensichtlich nicht durchsetzbar.
Wie die Zahl der Parkplätze (vorher, hinterher, in Parkbuchten, auf dem rechten Fahrstreifen, legal, illegal) gezählt wird, ist nicht ganz transparent für mich. Klar: weniger wären besser, aber auch das war wohl nicht durchsetzbar.
Ich kann die Kritik verstehen, aber m. E. überwiegen die Vorteile für Radfahrer*innen. Und ich traue Autofahrern auch wenig zu, aber ob sie so blöde sind, auf einmal weitere rote Flächen zu befahren, weil sie dass als “Besucher” in der Parkallee dürfen, weiss ich nicht.
Und ich weiss nicht, ob es beabsichtigt war, aber wenn man mit dem Zug auf dem nördlichen Gleis in den Hauptbahnhof einfährt, sieht die Parkallee von oben richtig geil aus!
Angesichts des Klimawandels darf es solche Kompromisse nicht geben. Der Klimawandel ist nicht verhandelbar.
Das Problem war, dass das Parken und Halten auf der rechten Spur neben den Bäumen auch in einer Fahrradstraße erlaubt ist. Es handelt sich dabei nicht um 2te Reihe Parken.
Der Wegfall dieser legalen “Parkplätze” war insbesondere auf Druck der Anwohner (und Gewerbetreibenden) politisch nicht durchsetzbar. Deswegen Schied auch ein breiter Radfahrstreifen als Lösung aus. Dieser wurde aber auch auf Druck einiger Radfahrer nicht umgesetzt, die sich grundsätzlich der Einrichtung neuer benutzungspflichtiger (impliziet und expliziert) Radwege aller Art wiedersetzen.
Zu dem Schuss in den Ofen – Punkten:
– “Fahrradfahrer*innen haben keine gesicherte Fläche für sich”
Dieses Argument kann ich nicht nachvollziehen. Alle Formen der Radverkehrsführung haben Vor- und Nachteile. Wie sieht den eine gesicherte Fläche für Fahrradfahrer aus?
– “, auch wenn sie rot ist”
In den NL werden Fahrradstraßen ebenfalls mit rotem Asphalt ausgeführt. => Hier haben Radfahrer vorfahrt.
– “Radfahrer*innen benutzen nach wie vor den alten Radweg auf Höhe des Bürgersteiges”
Wo ist das Problem aus Sicht des Radfaheres? Der angerenzende Gehweg ist für Bremer Verhältnisse sehr breit, es gibt wenige Einfahrten und an den Einmündungen werden die Radwege höhengleich und baulich weitergeführt.
-“Die rote Farbe wird von den fahrenden Pkws schnell abgenutzt sein”
Das kann ich aus meiner Erfahrung nicht bestätigen. Sie wird mit der Zeit etwas dunkler, klebt aber am Asphalt wie Bombe.
– Das illegale Parken ist legalisiert worden”
Siehe oben. Die meisten waren nicht illegal.
– “Es sind sogar 20 Parkplätze dazu gekommen”
Win – Win – Win. Radfahrer müssen nicht mehr nach links ausweichen. Die alten Parkbuchten werden zu Blumenbeeten und Fahrradparkplätzen. Und die Anwohner haben mehr Platz für hier Stehzeuge.
1. Es wäre besser gewesen, wenn Autofahrer eine Spur neben der roten Spur bekommen hätten – eine verpasste Chance.
2. “Politisch nicht durchsetzbar”. Politik hätte es durchsetzen müssen, mit Hinweis auf die Carsharing-Fahrzeuge, von denen jedes 16 private Pkws ersetzen kann.
3. Bürgersteige sind Bürgersteige. Der Platz ist in dem Fall nicht das Problem, sondern die ständige Vorsicht und Umsicht vor Radfahrern, die Fußgänger walten lassen müssen, wenn sie zu zweit oder zu dritt gehen wollen. Das fördert den Fußverkehr nicht!
4. Die rote Farbe wäre nicht nötig gewesen, Fahrrad-Symbole hätten genügt, wenn Kfz-Verkehr und Radverkehr getrennt verlaufen wären.
5. Das Parken neben den Parkbuchten war illegal.
6. Es ist keine win-win-Situation, wenn Pkws dort parken, wo sinnigerweise der Kfz-Verkehr neben der Radfahrerspur hätte stattfinden können.
Warum ist Punkt 1 eine verpasste Chance?…was wären denn die Voreile, wenn die Parkplätze neben der Roten Spur zu einer Fahrspur werden?
Und wenn man die Autos weiterhin auf den alten Parkbuchten parken lässt?
Dann gäbe es dort keine Blumen und Fahrradständer und es sähe noch hässlicher aus. Hier fehlt eine sinnvolle Begründung.
Ganz ehrlich….an Punkt 2 ist die Politik auch in unserer Straße gescheitert…
Kaum einer unserer Anwohner sieht es ein, hunderttausende € an hart erarbeiteten Steuergeldern für eine Umgestaltung auszugeben, die uns Anwohnern das Leben schwerer macht, um Radfahrern auf der Durchfahrt 2 min Fahrzeit zu ersparen….was macht daran bitte Sinn, wenn wir Anwohner unsere Straße so mögen, wie Sie ist? Wir müssen das doch auch 24/7 ertragen….wir haben weder Bock auf Teer, rote Farbe oder unsere Parkplätze aufzugeben, damit die Radfahrer aus anderen Stadtteilen schneller vorbeiradeln können….was fürn Blödsinn…
Sucht euch dafür ne Straße voller Radfahrer, die das geil finden und supporten. Eine Straße voller Pendler ist dafür leider total ungeeignet.
Und dass die Politik das gegen den Willen der Anwohner durchsetzen muss ist totaler Blödsinn…die Politiker sollten alle Bürger (nicht nur Radfahrer) vertreten…
Und da die vieleAnwohner irgendwo aufs Auto angewiesen sind, ist es politisch nicht gegen den Willen der Anwohner durchsetzbar.
Zum Thema Klimaschutz…je mehr stockender Verkehr, desto höherer Verbrauch. Durch die ganzen Staus hat sich mein durchschnittsverbrauch auf 100 km von 5 auf 8 l erhöht…die meisten Verkehrsbehinderungen im Namen des Umweltschutzes sind also eher schädlich.
Fließender Verkehr für alle ohne unnötige Brems- und Anfahrmanöver würde helfen…aber sowas versuchen wir ja zu vermeiden in Bremen. Feinstaub ist nämlich nur zu geringen teilen Sprit, der Großteil ist Reifenabrieb, Bremsstaub etc…Das meiste fällt sogar beim Fahrrad an, wenn auch in geringerer Menge.
Cambio-Autos für alle Pendler würde auch kaum was ändern…bei Gelegenheitsfahrern, die 3 x im Jahr ihre Oma besuchen vielleicht…wenn man jeden Tag 30 km zur Arbeit fährt muss das Auto jeden morgen bereitstehen, sauber, ordentlich und funktionierend. Da spielt es keine Rolle, ob es meins ist, oder das von Cambio. Und ohne Auto kann ich meine Arbeitsstelle nur mit ner 2-3 Stunden Fahrt pro Strecke erreichen.
6 h Fahrt für 8 h Arbeit wäre Schwachsinn….also unrealisierbar.
Punkt 3 ist irgendwie daneben formuliert…normalerweise müssten die Radfahrer mit besonderer Umsicht auf die Fußgänger achten, genauso wie
die Autofahrer auf die Radfahrer…aber stimmt. Das klappt fast nie. Man wird als Fußgänger fast auf jedem Spaziergang vom Fußweg vertrieben oder muss zur Seite springen….und ja, das ist Scheiße für den Fußverkehr…wäre aber ganz einfach zu lösen, indem sich Radfahrer einfach an den Radweg halten, bzw. vom Fußweg fern….In der Parkallee kein Problem. Da kann ich sicher spazieren gehen, ohne dass ich vor irgendwelchen Radfahrern zur Seite springen muss.
5. ist schlichtweg falsch…das Parken war nur im Bereich von Einmündungen illegal….alles andere war kein Problem, solange niemand zugeparkt oder die Straße blockiert wurde. Erst recherchieren, dann rummosern.
zu Punkt 6:
Gibts auch Gründe, warum das keine Win-Win Situation sein soll?
Radfahrer können fahren, Anwohner können parken, Fußgänger laufen und
alles, ohne dass man sich groß behindert…
PS: Autofahrer zahlen übrigens Steuern für den ganzen Raum, den die Autos benötigen (Straßen, Parkraum). Aber wenn wir mit unseren Autos nicht mehr aufs Land zur Arbeit kommen, übernehmen Sie die Steuern bestimmt gerne. Ich chill dann mit Harz 4 auf der Couch und spare mir das Steuern zahlen.
Cambio zum täglichen Pendeln wäre übrigend ebenfalls viel zu teuer.
Keine Ihrer Lösungen nimmt Rücksicht auf die Leute, die Ihre Arbeitsstelle nicht mit der Bahn oder dem Fahrrad erreichen können. Ich sehe das so wie Sebastian, die Lösung ist für niemanden optimal, aber das werden wir wohl auch nie schaffen. Aber immerhin ermöglicht die aktuelle Gestaltung noch für alle den Weg zur Arbeit.
Wachmannstr. / Parkallee / Rembertistr.: Da kann man doch als Radler perfekt durchrollen, wo ist das Problem? In der Parkallee laufe ich Gefahr, Kfz wirklich aufzuhalten = entweder weiche ich aus oder ich seh’s sportlich und sag mir: 30km/h, da sind alle zufrieden. Schuld: Die Macht der Gewohnheit, nicht etwa die Verkehrsführung. Stern: Der ist aus Kfz-Perspektive halt eine Zumutung ( = Realsatire, is so), nicht etwa aus Radlersicht. Ampel Rembertiring: hält die Querung kaum auf, Schaltung geht schlicht nicht günstiger! Alles ok!! Viel mehr seh ich das Problem in der Strecke selbst, denn wo endet sie? Kennedy-Platz. Da kann’s schon mal passieren, daß die Leute in / durch die Innenstadt wollen. Der Kennedyplatz “schickt” einen dann aber ausgerechnet in den Bürgermeisterin-Mevissen-Weg / zur Bischofsnadel, insbesondere am “Torhaus” vorbei. Abgesehen von der Fahrrad-“Sackgasse” Bischofsnadel-Tunnel und einer Radwegpassage (kaum 1,5m = 2 Richtungen, nerv!…), die mit ihrer wetterabhängigen Riesenpfütze eigtl. auch gleich “Pferdeschwemme” heißen könnte, ist die magische Metamorphose von Rad-/Fußweg gemeinsam getrennt (sowohl vorm Tunnel aus auch vorm Torhaus) ein perfekt durchgestylter Chaosgenerator. Kein guter Anschlußpunkt für einen “Rad-Highway”… fehlt eigtl. nur noch ein Nagelband…